
Teilprojekt B7
Ritual und Inszenierung der musikalischen Aufführungspraxis im Zeitalter des Barock
Fachgebiet und Arbeitsrichtung: Musikwissenschaft und Tanzwissenschaft
Teilprojektleiter/-in
Prof. Dr. Silke Leopold
silke.leopold@urz.uni-heidelberg.de
Musikwissenschaftliches Seminar
Universität Heidelberg
Augustinergasse 7
69117 Heidelberg
Telefon: 06221 - 54 27 81
Telefax: 06221 - 54 27 87
Mitarbeiter/-innen
Dr. Hendrik Schulze
hendrik.schulze@urz.uni-heidelberg.de
Seit 31.08.2010 ausgeschieden!
Dr. Hanna Walsdorf
hanna.walsdorf@zegk.uni-heidelberg.de
Projektprogramm
Tanzen ist ritualisierte Kommunikation. Seit Beginn der choreographischen Aufzeichnung von Gesellschafts- und Bühnentänzen in der Mitte des 15. Jahrhunderts lässt sich belegen, dass das Tanzen zu allen Zeiten Vorbild und Abbild gesellschaftlicher Situationen und Veränderungen gewesen ist. Tanzen hieß, neben dem schieren Vergnügen an der Bewegung, vor allem: Bestimmung der eigenen sozialen Position innerhalb der Gruppe, Konstruktion von Nähe und Distanz, ritualisierte Verführung nach gesellschaftlich akzeptierten Regeln, Affektkontrolle, Bestimmung des Geschlechterverhältnisses.
Die Zeit zwischen der Thronbesteigung Louis' XIV. im Jahre 1660 und der Französischen Revolution 1789 wird in der Tanzgeschichtsschreibung gemeinhin als das "Zeitalter des Menuetts" beschrieben. Tatsächlich gelang es dem König, die an seinem Hof entwickelten und von der von ihm gegründeten Académie de Danse kodifizierten Tänze zum Vorbild für ganz Europa zu machen. Das französische Modell wurde freilich nicht nur in allen Teilen Europas abgeändert und dem jeweils eigenen kulturellen Kontext anverwandelt; es veränderte sich auch im Laufe der drei bis vier Generationen bis zur Französischen Revolution in einer Weise, die sich als gleichsam seismographisch für die gesellschaftspolitischen Entwicklungen erweisen.
Anhand von vier Fallstudien sollen diese Prozesse auf der tänzerischen, d.h. choreographischen, vor allem aber auf der musikalischen Ebene untersucht werden: 1. Das Verhältnis von Bühnentanz und Gesellschaftstanz unter Louis XIV.; 2. Die Ablösung der italienischen durch die französische Tanzkultur in Italien zwischen 1680 und 1720; 3. Französischer Hoftanz im deutschen Bürgertum in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts; 4. Bühnentanz, Gesellschaftstanz und Kunstmusik in Wien in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Diese Fallstudien sollen unter der übergreifenden Fragestellung behandelt werden, welchen Veränderungen das Ritual des Gesellschaftstanzes in seiner choreographischen wie kompositorischen Konnotation auf dem Weg in andere Länder, andere Gesellschaften, andere Zeiten unterworfen ist.
Themenschwerpunkte
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