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Teilprojekt B6


Beichtrituale in chinesischen buddhistischen Höhlentempeln des 6. bis 8. Jahrhunderts
Elemente des chinesischen Totenrituals

Fachgebiet und Arbeitsrichtung: Ostasiatische Kunstgeschichte

Teilprojektleiter/-in

Prof. Dr. Lothar Ledderose
Ledderose@gw.sino.uni-heidelberg.de

Institut für Kunstgeschichte
Abteilung Ostasien
Hauptstrasse 113
69117 Heidelberg

Telefon: 06221 - 54 23 50
Telefax: 06221 - 54 33 84


Mitarbeiter/-innen

Dr. Petra Rösch
proesch@gw.sino.uni-heidelberg.de
Seit 01.05.2009 ausgeschieden!

Dr. Dinah Jung
Jung@uni-heidelberg.de
Seit 10.03.2013 ausgeschieden!

 

Chen Liang M.A.
chen.eins@googlemail.com


Projektprogramm

Verbindung von kunsthistorisch/ archäologischen Untersuchungen mit Feldstudien der modernen Ritualpraxis

Teil I: Beichtrituale in chinesischen buddhistischen Höhlentempeln des 6. bis 8. Jahrhunderts

(Dr. Petra Rösch; seit August 2009 in Zusammenarbeit mit dem Museum für Ostasiatische Kunst Köln)
Das Teilprojekt "Beichtrituale in chinesischen buddhistischen Höhlentempeln des 6. bis 8. Jahrhunderts" leistet nicht nur eine systematische Bearbeitung bisher nur ansatzweise erforschter Höhlentempel, sondern wird auch in seiner Methodik Neuland beschreiten. Das Teilprojekt will buddhologische, text-exegetische Ansätze mit kunstgeschichtlichen, insbesondere ikonographisch/ikonologischen Methoden verbinden. Ferner sollen die Texte als anikonische Bildwerke auf ihre Verortung hin im Raum interpretiert werden. Das Teilprojekt will somit die gesamte visuelle Evidenz an den Höhlentempeln im Hinblick auf die Entwicklung und Dynamik des Beichtrituals befragen. Hierzu wurden acht Höhlentempel mit eingemeißelten Buddhanamen und deskriptiven bzw. performativen Beichttexten ausgewählt. Die Verortung, die Gewichtung in der räumlichen Anordnung und die Anzahl der Buddhanamen allein ändert sich vom 6. bis zum 8. Jh. ebenso wie die Architektur der Höhlen, die Auswahl der eingemeißelten Texte und die ikonischen Bildwerke. Eine Typologie der Höhlentempel kann daher die Entwicklung und Veränderung des Beichtrituals aufzeigen, wie sie aufgrund der visuellen Evidenz deutlich wird. Diese Evidenz wird gemäß der ikonologischen Interpretation an den historischen und religiösen Gegebenheiten des 6. bis 8. Jahrhunderts überprüft werden.

Dabei wird von der These ausgegangen, dass die Furcht vor der apokalyptischen Endzeit und dem erwarteten vollständigen Untergang des buddhistischen Gesetzes, sowie die historischen Umstände der in Nord-China herrschenden Bürgerkriege und der anschließenden Reichseinigung unter der Sui Dynastie die rituelle Veränderung beschleunigten oder beeinflussten. Das Teilprojekt will herausarbeiten, wann und mit welchen ritualdynamischen Konsequenzen das Beichtritual von Mönchen später auf Laien ausgeweitet wurde und welche buddhistischen Lehrmeinungen das an den Höhlentempeln durchgeführte Beichtritual beeinflussten. Ritualtransfer wird daher nicht nur vom HÍnayÁna zum MahÁyÁna-Buddhismus zu untersuchen sein, sondern auch geographisch von Indien nach China und innerhalb Chinas vom Norden in den Süden (exemplarisch an Höhle 8). Das Beichtritual an den chinesischen buddhistischen Höhlentempeln wird daher unter geschichts- (Bürgerkrieg, Wiedervereinigung), struktur- (Veränderungen des rituellen Raumes) und sozialdynamischen Faktoren (Mönchs-, Laiengemeinschaften) zu untersuchen sein.

Teil II: Olfaktorische Elemente im chinesischen Totenritual (seit August 2009)
Gegenstand der Forschung ist der Gebrauch von olfaktorischen Substanzen im chinesischen Totenritual. Die Untersuchung hat zwei separate, jedoch verschränkte Teile, die sich gegenseitig ergänzen und erhellen.

Kunsthistorisch/archäologischer Teil (Chen Liang M.A.)
Im kunsthistorisch/ archäologischen Teil wird der Übergangsraum (liminal space) zwischen der Sphäre der Lebenden und der endgültigen, unterirdischen Grablege in den Blick genommen. Insbesondere an Gräbern der Han-Zeit wird untersucht, an welchen Stellen und zu welchen Zeitpunkten im Ritual Räucherwerk und ähnliche Substanzen eingesetzt wurde. Dazu werden schriftliche Quellen sowie archäologische Grabungsberichte ausgewertet.

Kunstethnologischer Teil (Dr. Dinah Jung)
Der kunstethnologische Teil des Projekts befaßt sich mit der Funktion von olfaktorischen Substanzen im heutigen Totenkult. Untersucht werden Totenrituale in China sowie in der chinesischen Diaspora im asiatischen Umfeld. Ein wesentliches Forschungsinteresse richtet sich dabei auf die  meist west- und südostasiatische Herkunft des Räucherwerks, auf seine Vermarktung und auf die konkrete Anwendung im Ritual.

Themenschwerpunkte

- Beicht- und Totenrituale
- Ritueller Raum
- Materialität