
Teilprojekt C5
Kanonbildung durch Ritualisierung: Die literarisch-kulturelle Moderne als ritueller Handlungsraum
Fachgebiet und Ausrichtung: Fachgebiete und Arbeitsrichtung: Allg. Literaturwissenschaft (Germanistik)
Das Teilprojekt C5 wurde am 31.12.2005 abgeschlossen.
Teilprojektleiter/-in
Prof. Dr. Dietrich Harth
harthdiet@aol.com
Germanistisches Seminar
Hauptstr. 207-209
69117 Heidelberg
Telefon: 06221- 54 32 07 oder 71 24 26
PD Dr. Burckhard Dücker
burckhard.duecker@gs.uni-heidelberg.de
Germanistisches Seminar
Hauptstr. 207-209
69117 Heidelberg
Telefon: 06221- 54 32 07
Mitarbeiter/-innen
Dr. Judith Ulmer
julmer2@ix.urz.uni-heidelberg.de
Projektprogramm
Aufbauend auf den methodischen Ansätzen und Ergebnissen der ersten Förderphase werden Entstehung, Funktion und Wirksamkeit ritueller Prozesse öffentlicher Ehrung im literarischen und kulturellen Feld der Moderne untersucht; es handelt sich um Preisrituale, die Produzenten und Vermittlern symbolischer Güter als Repräsentanten kollektiver Werte öffentliche Aufmerksamkeit und Anerkennung verschaffen. Die hier behandelten szenisch gestalteten Ehrungen - stets mit komparatistischem Blick auf andere - werden alle von Institutionen verantwortet, die damit die Möglichkeit regelmäßiger öffentlicher Selbstpräsentation erhalten, was ritualisiertes Handeln als strategisches Mittel erscheinen lässt, um sich einen Namen zu machen, indem man anderen einen Namen macht.
Am Beispiel der Neugründungen Deka-Bank-Preis und Siegfried-Unseld-Preis wird nach Bedingungen gefragt, die die Agenten einer Institution zur Stiftung ritualisierter Ehrungen veranlassen. Symbolisches scheint - so unsere Hypothese - zweckrationales Handeln bei der Erreichung eines definierten Ziels unterstützen zu sollen. Erneuerungen der Performanz scheinen Institutionen vorzunehmen, wenn die erwartete mediale Akzeptanz ausbleibt. Diesen Befund deuten die Verlautbarungen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels zur Ersetzung des Deutschen Bücherpreises durch den Deutschen Buchpreis an. Von einer Untersuchung dieser Ritualdynamik sind weitreichende Erkenntnisse über die öffentliche Akzeptanz genuiner Fernsehformate für die Literaturvermittlung, die Positionierung der geehrten Autoren im literarischen Feld sowie über die Funktion der Präsenz einer Institution im Bereich ritueller Ehrungen als Segment öffentlicher Aufmerksamkeit zu erwarten.
Die atmosphärische Agency kultureller Tradition soll am Beispiel des Christian-Wagner-Preises untersucht werden. Fragen nach der Geltung des Namenspatrons, möglichen Beziehungen zwischen performativem Aufwand und den Chancen des Preises auf Positionierung im literarischen Feld, Möglichkeiten der Kanonisierung von Namenspatron und Preisträger sollen behandelt werden.
Die Verleihung des Joseph-Breitbach-Preises durch die Mainzer Akademie wird berücksichtigt, um ritualisierte Ehrungen im literarischen Feld von traditionellen Kulturinstitutionen, literarischen Gesellschaften und Wirtschaftsunternehmen zu vergleichen.
Ein Dissertationsprojekt zu Friedrich Hölderlin ist dem Untersuchungsfeld Dichterkult gewidmet und berücksichtigt neben bestehenden Hölderlin-Preisen historische Formen quasi-religiöser Dichterverehrung auf dem Fundament von Geniereligion und 'Kulturnation'.
Themenschwerpunkte
-