
Teilprojekt A9
Rituelles Sitzen und Bittrituale. Zusammensetzung und Transformationen Zen-buddhistischer Rituale in Japan und Deutschland
Fachgebiet und Ausrichtung: Religionswissenschaft
Teilprojektleiter/-in
Prof. Dr. Inken Prohl
Inken.Prohl@zegk.uni-heidelberg.de
Institut für Religionswissenschaft
Akademiestr. 4-8
69117 Heidelberg
Telefon: 06221 - 54 76 22
Telefax: 06221 - 54 76 24
Mitarbeiter/-innen
Tim Graf M.A.
Tim.Graf@zegk.uni-heidelberg.de
Christian Funke M.A.
christian.funke@ori.uni-heidelberg.de
Projektprogramm
Das Teilprojekt erforscht die Zusammensetzung und Transformation Sōtō-Zen-buddhistischer Ritualsequenzen in Japan und Deutschland aus religionswissenschaftlich-ritualtheoretischer Perspektive. Der Fokus richtet sich vor allem auf die Sequenzen des rituellen Sitzens (zazen) und der Bittrituale (kitō), die im japanischen Kontext eine Einheit bilden, während im Westen die Praxis des rituellen Sitzens dominiert. Im Verständnis vieler Akteure in Japan werden die Klöster durch die Praxis des zazen in Orte der Kraft verwandelt, an denen die Mönche gleichzeitig zwischen dem als religiöse wirksam angesehenen Buddha-Dharma, der Macht lokaler Götter und den Anliegen und Heilswünschen der Anhänger und Besucher der Tempel vermitteln – so die Ausgangsbeobachtungen. Die im Westen ausgeübte Praxis des zazen scheint sich rein äußerlich kaum von ihren Vorbildern in Japan zu unterscheiden. Das religiöse und kulturelle Umfeld, in dem das zazen stattfindet, hat sich im Vergleich zum Ursprungkontext allerdings grundlegend verändert. Zuschreibungen an das zazen im Westen weisen darauf hin, dass es im Zuge des Wechsels vom japanischen Kontext zu Gesellschaften des Westens zu einer grundlegenden Modifikation der semantischen, pragmatischen und funktionalen Dimensionen dieses Rituals gekommen ist, obwohl sich zunächst keine Performanzveränderung feststellen lässt.
Mit dem Ziel, Beiträge zu 1. einer Theorie des Rituals, 2. zur rezenten japanischen Religionsgeschichte und 3. zur Transformation des Buddhismus zu liefern, untersucht das Teilprojekt je ein Fallbeispiel in Japan und Deutschland sowie den Diskurs über betreffende Ritualsequenzen unter Einbezug akteursspezifischer und sozialgeschichtlicher Entwicklungen. Zum Einsatz kommt eine Kombination aus historisch-philologischen und empirisch-qualitativen Methoden. Vorgesehen ist überdies der Einbezug von Methoden digitaler Ethnographie. Hinsichtlich der neuen Ziele des SFB greift das Teilprojekt insbesondere die theoretischen Prämissen und Untersuchungsziele der Ausrichtungen „Ritualgrammatik“ und Reflexivität auf.
Themenschwerpunkte
Das vorgeschlagene Teilprojekt verfolgt drei Primärziele:
Das erste Hauptziel besteht in der Erforschung von Bittritualen (kitō) und der Sequenzen des "Rituellen Sitzens" (zazen) im gegenwärtigen Japan und Deutschland an Fallbeispielen, sowie der Analyse des Diskurses über diese Ritualpraktiken in jeweiligen sozialhistorischen und akteursspezfischen Kontexten.
Das zweite Hauptziel besteht in der Untersuchung der Transformation und des Transfers der Sequenzen des "Rituellen Sitzens" und der Bittrituale.
Drittens sollen die Befunde zum Aufbau und Wandel der Ritualsequenzen für die ritual- und religionswissenschaftliche Theoriebildung fruchtbar gemacht werden.